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Im Eingangsbereich des Pfaff-Quartiers, hinter der Pforte und gegenüber dem Medizinischen Versorgungszentrum, steht die neu errichtete Energiezentrale. Sie dient zur Verteilung der Wärme im Quartier und stellt ein Forschungslabor für E-Mobilität und Batterietechnik bereit. 

Beschreibung

Im Pfaff-Quartier ist für die zentrale Niedertemperatur-Wärmeversorgung eine Energiezentrale erforderlich. Aufgrund der hohen Bebauungs- und Wärmebedarfsdichte wurden dezentrale Luft-Wasser-Wärmepumpen ohne Wärmenetz als nicht sinnvoll angesehen.

Das Wärmenetz im Pfaff-Quartier wird aus dem Rücklauf der Fernwärme der Stadtwerke Kaiserslautern (SWK) gespeist, da die Gebäude im Quartier alle energieeffizient sind, können sie auch mit geringeren Heiztemperaturen versorgt werden. So kann auch die Abwärme von Kältemaschinen zur Wärmebereitstellung genutzt werden, die auf dem Dach der Energiezentrale installiert sind. 

Zusätzlich demonstriert die Energiezentrale im Pfaff-Quartier innovative Komponenten zur Erreichung der Klimaneutralität, wie z.B. eine farbige Photovoltaik-Fassade mit einer innovativen MorphoColor® Beschichtung. Im E-Mobil- und Batterielabor wird das netzdienliche Laden von E-Fahrzeugen und deren Beitrag zur Stabilisierung der Stromversorgung erprobt, wobei ein Gleichstromnetz im Labor die Umwandlungsverluste reduziert. 

Daten und Fakten

Allgemein
Bauherrin: Stadt Kaiserslautern
Betreiberin: SWK Stadtwerke Kaiserslautern
Grundfläche / Bruttodachfläche: 98,7 m²
Heizzentrale
Grundfläche: 41,9 m²
Raumhöhe: 3,75 m
Wärmeversorgung: Fernwärme-Rücklauf SWK, ca. 70 °C
Backup: Auf Fernwärme-Vorlauf umschaltbar, ca. 120 °C
Abwärmenutzung: Aus Kältemaschine auf dem Dach; ca. 60 °C
Vorlauftemperatur Wärmenetz Quartier: ca. 60 °C
Die Kältemaschine auf dem Dach der Energiezentrale ist bereits in Betrieb. Die entstehende Abwärme wird in das Wärmenetz des Pfaff-Quartiers eingespeist.
Kältemaschine
Hersteller, Typ: M.T.A. S.p.A., ASG2 240/SSN
Kältemittel: R454B
Temperaturbereich Kältekreislauf: - 10 bis +60 °C
Schalldruckpegel: 70,7 db(A)
Betriebstemperatur: 7 °C
Jahresarbeitszahl (Seasonal Energy Performance Ratio SEPR HT): 6,34
Nennkälteleistung: max. 556 kW
Elektrische Nennleistungsaufnahme: max. 219 kW
Gewicht: 5.130 kg
E-Mobil- und Batterielabor
Grundfläche Labor und Batterieraum: 32,9 m²
Raumhöhe: 2,50 m
Elektrisches System: DC Gleichstrom 800 VDC
Stromerzeuger: PV-Fassadenanlage 10,1 kW
Angeschlossene Batterien: YUASA Batterie: 31 kWh
TESVOLT Batterie: 38,4 kWh
Angeschlossene Verbraucher: DC-Schnellladesäule (bidirektional-fähig): 120 kW
AC-Ladepunkt (unidirektional): 22 kW
Komponenten E-Mobil und Batterielabor

Moderne Architektursprache

Die Energiezentrale ist eingehaust in ein kubistisch anmutendes Funktionsgebäude, dessen Fassadenfarbe und PV-Fassade das typische “Pfaff-Rot” interpretiert und so Bezug nimmt zum umgebenden historischen Pfaff-Areal.

Ergebnisse

Im Rahmen des Vorhabens EnStadt:Pfaff wurde eine Energiezentrale mit folgenden Funktionen erstellt: 

  • Moderner, architektonisch hochwertiger Neubau, der die Zukunftsorientierung des Quartiers repräsentiert und sich harmonisch in das Ensemble der benachbarten denkmalgeschützten Gebäude einfügt 

  • Fassade mit farbigen high pressure laminate (HPL) Fassadenplatten und mit farbigen MorphoColor® Photovoltaik-Modulen in der oberen Hälfte der Südwest- und Südost-Fassade zur Stromerzeugung 

  • Heizzentrale, die die Niedertemperatur-Wärmeversorgung im Quartier primär aus dem Rücklauf des Fernwärmenetzes der SWK ermöglicht 

  • Kältemaschinen auf dem Dach der Energiezentrale mit Auskopplung der Abwärme und Einspeisung in das Wärmenetz 

  • E-Mobil- und Batterielabor mit E-Mobil-Ladesäule und Versuchs-E-Fahrzeug zur Erforschung und Erprobung von Bidirektionalem Laden zur Stabilisierung des Stromnetzes im Quartier 

  • Batterien zur Untersuchung der Bereitstellung höherer Leistungen zur Schnellladung sowie zur Erhöhung des Eigenverbrauchs des Solarstroms 

  • Gleichstrom-Verkabelung im Labor zur Reduzierung von Verlusten 

  • Working Station für das Cloud-basierte Monitoring des Quartiers-Energiesystems 

Erkenntnisse

  • Der Bau einer Energiezentrale sollte frühzeitig geprüft und ein technisch günstig gelegener Standort im Bebauungsplan vorgesehen werden. Im Pfaff-Quartier musste der Standort aufgrund von Umplanungen der Wärmeversorgung mehrmals verschoben werden.

  • Der Bau einer Energiezentrale wird meist dann erforderlich, wenn eine spezielle zentrale Quartiers-Wärmeversorgung realisiert wird. Durch die Integration weiterer Funktionen lassen sich Synergieeffekte erzielen.

  • Die Erstellung einer individuell geplanten Energiezentrale ist kosten- und zeitaufwändig. Daher sollte stets geprüft werden, wie durch die Nutzung vorgefertigter Lösungen der Aufwand begrenzt werden kann.

Energiezentralen bieten die Chance, Energiedienstleistungen für klimaneutrale Quartiere zu bündeln.
Gerhard Stryi-Hipp
Fraunhofer ISE, wissenschaftlicher Projektleiter EnStadt:Pfaff

Autor: Gerhard Stryi-Hipp, Fraunhofer ISE
Mitautorinnen: Bettina Dech-Pschorn, Diana Neubert, Stadt Kaiserslautern