Für das medizinische Versorgungszentrum MVZ (ehemaliges neues Verwaltungsgebäude) wurden Verglasungs-Varianten untersucht, mit der die hohen Anforderungen von Denkmalschutz, sommerlichem und winterlichem Wärmeschutz sowie Schallschutz erfüllt werden und die über den gesamten Lebenszyklus eine gute Ökobilanz bieten.
Holzintegralfenster
Entwicklung einer innovativen Fensterlösung für das denkmalgeschützte neue Verwaltungsgebäude
Beschreibung
Bei der Sanierung des MVZ forderte der Denkmalschutz die Annäherung an das ursprüngliche Erscheinungsbild der Fassade mit zweiflügeligen Fenstern mit schmalen Rahmen und den Verzicht auf eine Außenverschattung.
Auf eine Verschattungseinrichtung konnte jedoch nicht verzichtet werden, angesichts des hohen Fensterflächenanteils des Gebäudes (ca. 40%) kommt dem sommerlichen Wärmeschutz eine hohe Bedeutung zu. Zudem erfordert die Nutzung des Gebäudes durch Arztpraxen und medizinische Einrichtungen eine effektive Verschattung.
Die Anforderungen an den winterlichen Wärmeschutz leiten sich aus dem Gebäudestandard KfW Effizienzhaus 70 ab, der für die Sanierung des Gebäudes als Ziel verfolgt wurde.
Auch aufgrund der Bahnlinie in direkter Nachbarschaft war zudem ein hoher Schallschutz gefragt.
Zusätzlich wurde eine gute Ökobilanz der Verglasung über ihren gesamten Lebenszyklus angestrebt.
Für die energetischen Berechnungen wurden thermische Gebäudesimulationen mit den Programmen Solar-Computer und TRNSYS durchgeführt. Solar-Computer wurde für die Untersuchung des gesamten Gebäudes, der Bauteile und der Anlagentechnik verwendet, TRNSYS für die Untersuchung einzelner kritischer Räume. Die Ökobilanzierung erfolgte auf Basis der Software Umberto und der Datenbanken ecoinvent und Ökobaudat.
Ergebnisse
In Zusammenarbeit mit dem Lieferanten, der Firma Becker, wurde ein Fenster entwickelt, das alle Anforderungen erfüllt und sich durch folgende Merkmale auszeichnet:
Holzintegralfenster mit 4 Glasscheiben und einer Jalousie im äußeren Scheibenzwischenraum.
Äußerste Glasscheibe hinterlüftet, Krypton-Füllung zwischen den inneren 3 Scheiben
Wärmereflektierende Metallbeschichtung
Sehr guter U-Wert von 0,89 W/m²K
Äußeres Erscheinungsbild stimmt.
In der Bauform „Integralfenster“ verschmelzen der äußere Fensterrahmen und der innere Flügelrahmen zu einer optischen Einheit.
Durch die unauffällige Positionierung der Jalousie im Scheibenzwischenraum bleiben diese von außen unscheinbar. Auch durch das schlanke Rahmenprofil werden die Anforderungen des Denkmalamts an das äußere Erscheinungsbild der Fenster erfüllt.
Insgesamt ähneln die Fenster den in den 1950er Jahren ursprünglich verbauten Modellen.
Sommerlicher Hitzeschutz und Stromeinsparung
Neben den guten winterlichen Wärmeschutz-Eigenschaften und der Außenoptik ergeben sich weitere positive Eigenschaften der Holzintegralfenster wie der sommerliche Wärmeschutz durch reduzierte direkte Sonneneinstrahlung oder geringeren Kunstlichtbedarf durch gezielte Tageslichtlenkung der Jalousielamellen.
Gute Ökobilanz durch Baustoff Holz
Die Rahmen des verbauten Integralfensters wurden vollständig aus Holz gefertigt, eine Seltenheit bei Integralfenstern. Für den Witterungsschutz kommt eine innovative “Multiholzkantel” (Holzstab, der für Fensterrahmen eingesetzt wird) zum Einsatz.
Dadurch werden sowohl Außenoptik als auch Ökobilanz des Fensters nochmal weiter verbessert.
Erkenntnisse
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Auch für die besonderen Herausforderungen an die Verglasung denkmalgeschützter Gebäude kann mit innovativer Fenstertechnik eine optimale und effektive Lösung gefunden werden.
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Der sommerliche und der winterliche Wärmeschutz der Verglasung ist zur Erreichung der Klimaneutralität und Gewährleistung eines hohen Komforts gleichermaßen wichtig.
Hohe Wirksamkeit
Beste Ökobilanz
Link
Firma Becker 360
Entwicklung und Produktion Holzintegralfenster
In Kooperation mit den Herstellern finden sich auch für denkmalgeschützte Gebäude effektive und effiziente Lösungen für den sommerlichen und winterlichen Wärmeschutz der Verglasung.