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Energie- und Treibhausgas-Bilanz im Pfaff-Quartier

Das Pfaff-Quartier soll bei Fertigstellung klimaneutral sein, dies mittels erneuerbarer Energien, effizienter Ressourcennutzung und nachhaltigem Bauen. Für den Nachweis, dass mit den entwickelten Konzepten dieses Ziel erreicht wird, wurde im Rahmen von EnStadt:Pfaff eine umfassende Methodik zur Erfassung und Bewertung der Treibhausgasemissionen weiterentwickelt und angewandt.

Hintergrund

Das Pfaff-Quartier hat das Ziel, ein klimaneutrales Wohn-, Gewerbe- und Technologiequartier zu werden, was nur möglich ist, wenn alle Projekte der Energieversorgung und der Mobilität entsprechend ausgerichtet sind.

Definition von Klimaneutralität

„Klimaneutralität“ im Kontext des Pfaff-Quartiers bezieht sich dabei auf die Definition des Weltklimarates (IPCC) nach dem sechsten Sachstandsbericht. Demnach müssen alle durch Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen im gleichen Zeitraum durch technologische, biologische und/oder geochemische Reduktionsmaßnahmen aus der Atmosphäre entfernt werden bzw. so stark reduziert werden, dass sie durch natürliche oder künstliche Senken vollständig aufgefangen werden können.

Dann erst gilt die Treibhausgasbilanz als ausgeglichen.

Der IPCC hebt hierbei hervor, dass dies technisch und ökonomisch möglich ist, aber eine sofortige globale Trendwende und tiefgreifende Emissionsreduktionen in allen Sektoren und Regionen erfordert.

THG Emissionsprognose für das Pfaff-Quartier

Klimaneutrales Pfaff-Quartier

Um die Zielerreichung der Klimaneutralität quantitativ nachweisen zu können, wurde für die geplante Energieversorgung im Quartier eine Energie- und Treibhausgasbilanz erstellt und zwar basierend auf folgenden Parametern:

  • Systemgrenzen
    Bilanziert wurde das gesamte Pfaff-Quartier, wie es im Bebauungsplan der Stadt erfasst ist, einschließlich der Gebäude und Infrastrukturen. Innerhalb dieser Systemgrenzen wurden die THG-Emissionen aller Energieflüsse ermittelt.

  • Betrachtungszeitraum
    Der Bilanzierungs-Zeitraum reicht bis zum Jahr 2045. Somit können auch die langfristigen Auswirkungen von Energieeinsparmaßnahmen und erneuerbaren Energien berücksichtigt werden.

  • Bilanzierungsmethode
    Die endenergiebasierte Territorialbilanz ermittelt alle Energieverbräuche und THG-Emissionen der relevanten Verbrauchergruppen. Emissionsfaktoren berücksichtigen die unterschiedliche Klimawirksamkeit von CO2, CH4 und N2O und werden als CO2-Äquivalente ausgewiesen.

  • Bilanzumfang
    Grundlage für die Bilanzierung ist der Nutzenergiebedarf für Heizen, Kühlen, Beleuchtung, Warmwasserbereitung und andere Nutzungsarten. Auf dieser Basis wurden die Endenergiebedarfe für die Bereiche Wohnen, Büro / Dienstleistungen, Gewerbe, Parken und Mobilität errechnet.
    In einem weiteren Schritt wurde neben dem Betrieb der entstehenden Gebäude auch deren Errichtung und Rückbau („graue Energie“) mitberücksichtigt.

Jährlicher Endenergiebedarf im Pfaff-Quartier bei Endausbau
THG-Emissionen im Pfaff-Quartier
Endenergiebedarf im Quartier: 19.000 MWh/a
davon
11.600 MWh/a Strom (inkl. E-Mobilität) (61%)
5.900 MWh/a Heizwärme (31%)
1.500 MWh/a Warmwasser (8%)
Maximales Photovolatik-Potenzial: 4.380 MWh/a (38% Strombedarfsdeckung)
CO2e-Faktor Strommix: 2030: 188 g/kWh
2045: 20 g/kWh
CO2e-Faktor Fernwärme: 2030: 115 g/kWh
2045: 0 g/kWh (vollständige Dekarbonisierung)
CO2e-Faktor PV-Strom: 2030: 27 g/kWh
2045: 17 g/kWh
Anteil Elektromobilität: 2030/2045: 100%
Anteil Fernwärme an Wärmeversorgung: 2030/2045: 100%

Die Bilanzierung berücksichtigt auch die Emissionen aus den Vorketten (BISKO-konform).

Ergebnis

Die jährlichen THG-Emissionen des Quartiers betragen im Endausbau 2030 rund 3.300 t CO2e, die hauptsächlich durch den Stromimport ins Quartier verursacht werden.

Bei Erschließung aller verfügbaren PV-Potenziale im Quartier könnte der Strombedarf um 38% solar gedeckt und die THG-Emissionen um rund 700 t CO2e gesenkt werden.

Bis zum Jahr 2045 können die jährlichen THG-Emissionen schließlich auf ca. 600 t CO2e sinken, die aus den Vorketten und durch Berücksichtigung der grauen Energie verbleiben.

Dies jedoch nur bei der Annahme, dass bis bis dorthin der bundesweite Strommix sowie die Fernwärmeversorgung weitestgehend auf Erneuerbare Energien basieren.

Abbildung: THG-Emissionsprognose für das Pfaff-Quartier

Fazit

Die Umsetzung von Energieeinsparmaßnahmen und der konsequente Ausbau erneuerbarer Energien sind Voraussetzung dafür, dass Treibhausgas-Emissionen im Pfaff-Quartier auf ein Minimum beschränkt bleiben.

Selbst bei vollständiger Erschließung aller lokalen erneuerbaren Energiepotenziale kann Klimaneutralität im Pfaff-Quartier nur mit klimaneutralen Energieimporten und klimaneutralen Prozessen in den Vorketten erreicht werden.

Erkenntnisse

  • Der Bedarf an Energieimporten im Endausbau des Quartiers sowie die damit einhergehenden THG-Emissionen werden im Wesentlichen durch die Energieeffizienz des Quartiers und den Umfang der genutzten Potenziale an erneuerbaren Energien beeinflusst.

  • Um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, sind entsprechende Ausgleichsmaßnahmen und ein konsequent nachhaltiges Bauens erforderlich.

  • Unvermeidbare THG-Emissionen können u.a. durch den Kauf von Zertifikaten ausgeglichen werden, wobei Kompensation nur flankierend zur THG-Reduktion an der Quelle genutzt werden sollte.

Weitere Infos

Leonhardt, S. et.al.
Innovations and challenges of the energy transition in smart city districts
S. 267-278
De Gruyter 2024
Download 

»Das Quartiers-Energiekonzept: Klimaneutrale Energieversorgung im Quartier?« 
Vortragsfolien Fachsymposium vom 30. September 2021
Download

Links

Materialdatenbank (externer Link)

Das Pfaff-Quartier zeigt, dass eine klimafreundliche Zukunft durch erneuerbare Energien, effiziente Ressourcennutzung und nachhaltiges Bauen realisierbar ist. Eine emissionsarme Zukunft erfordert jedoch konsequente Maßnahmen, technologische Innovationen und gesellschaftliches Engagement.
Sara Schierz
IfaS

Hauptautorin: Sara Schierz, IfaS 
Mitautoren: Thomas Anton, Manuel Schaubt (beide IfaS)