Stationäre Batteriespeicher werden bei steigenden Anteilen fluktuierender erneuerbarer Energien immer wichtiger für die Energiesicherheit, um eine sichere Energieversorgung zu erreichen. Für den wirtschaftlichen Betrieb ist eine lange Lebensdauer und eine hohe Zyklenzahl erforderlich. Im Rahmen von EnStadt:Pfaff wurden deshalb Alterungsuntersuchungen an zwei kommerziellen Batteriespeichern durchgeführt und durch Modellierung und Simulation effiziente und alterungsoptimierte Betriebsweisen entwickelt. Weiter wurden die Vorteile einer Hybridisierung untersucht, bei der ein Teil der Batterien als Energie- und ein Teil als Leistungsspeicher eingesetzt wird.
Batterietechnik Lebensdaueruntersuchungen
Hybridisierung von Batteriespeichern für stationäre Anwendungen
Untersuchung
Stationäre Speicher im Quartier
Klimaneutrale Quartiere zeichnen sich durch eine möglichst umfangreiche Nutzung lokal erzeugter erneuerbaren Energien aus, in der Regel in Form der Photovoltaik. Erzeugung und Verbrauch erfolgen jedoch meist nicht zeitgleich. Um einen hohen Selbstversorgungsgrad im Quartier zu erreichen, wird eine Zwischenspeicherung notwendig, so dass der tagsüber nicht genutzte Solarstrom gespeichert und abends verwendet wird. Batteriespeicher können auch das Stromnetz entlasten, beispielsweise indem sie Lastspitzen reduzieren.
Batterien im Test
Im Forschungsprojekt EnStadt:Pfaff wurde untersucht, wie sich die elektrischen Eigenschaften von kommerziellen Batteriesystemen unter verschiedenen Rahmenbedingungen mit der Zeit verändern. Hierzu wurden zwei Teststände zur Vermessung von Batteriespeichern aufgebaut und zwei Lithium-Ionen Batteriesysteme von unterschiedlichen Herstellern untersucht, die mit unterschiedlichen Lade- und Entladeraten betrieben werden können.
Zellmodell für Simulationsrechnungen
Weiter wurden Lithium-Ionen Zellen aus baugleichen Batteriemodulen für Charakterisierungs- und Alterungsuntersuchungen gewonnen. Diese Batteriezellen wurden charakterisiert und die Veränderung der elektrischen Eigenschaften in Abhängigkeit von Stromraten und Temperaturen untersucht. Ein entsprechendes Zellmodell wurde als Grundlage für Simulationsrechnungen aufgebaut und mit den Ergebnissen der Messungen parametrisiert. So kann mit einer Zell- und Alterungsmodellierung das Verhalten eines Batteriesystems über seine Lebensdauer genau vorausgesagt werden. Zur Validierung dieser Untersuchungen wurden das Batteriemodell und der reale Speicher mit demselben Lastprofil beaufschlagt. Die sehr gute Übereinstimmung der Simulation mit dem gemessenen Verhalten des Speichers belegt die Belastbarkeit des Modells.
Hybridspeicher liefern Energie und Leistung
Als zweite Fragestellung wurden die Vorteile hybrider Batteriespeicher untersucht, deren Speicherkapazität in einen Energie- und einen Leistungsteil aufgeteilt ist. Eine Batterie kann darauf optimiert werden, eine möglichst hohe Zahl von Ladezyklen zu erreichen und damit kumuliert über ihre Lebensdauer eine hohe Energiemenge zu speichern. Oder sie wird darauf ausgelegt, hohe Leistungen in kurzer Zeit bereitzustellen, was so beispielsweise die Schnellladung von E-Fahrzeugen ermöglicht, allerdings auch die Batteriespeicher schneller verschleißen lässt. Das Ziel ist es, für verschiedene Anwendung jeweils die optimale Kombination von Energie- und Leistungsspeicherkapazität ermitteln zu können.
Eine mögliche Anwendung von Hybridspeichern ist die Erhöhung der elektrischen Leistung aus dem Netz durch einen Batteriespeicher zur Schnellladung von E-Fahrzeugen. Hintergrund: Wenn künftig auch das bidirektionale Laden von E-Fahrzeugen möglich wird, bei dem das E-Fahrzeug einen Teil seines gespeicherten Stroms ins Netz zurückspeisen kann, stellt sich auch hier die Frage, welche Ladeleistungen möglich und sinnvoll sind. Neben den Leistungsanforderungen haben diese Batteriespeicher aber auch die Aufgabe, einen möglichst hohen Anteil des nicht direkt verbrauchten Solarstroms zu speichern und für spätere Bedarfe in den Haushalten und Betrieben oder zur Beladung von E-Fahrzeugen in der Nacht bereitzustellen.
Effizientes Batteriedesign und ideale Betriebsweise identifiziert
In EnStadt:Pfaff wurden die Einsatzmöglichkeiten untersucht auf Basis der Vermessung von zwei Batteriespeichern und der Entwicklung eines Modells zur Simulation verschiedener Betriebsweisen. Diese können als Grundlage für das Energiemanagement genutzt werden, das den Energiefluss zwischen den Speichern steuert und dafür umfangreiche Informationen über die Batteriespeicher und deren Betriebszustände benötigt. Darüber hinaus wurden auch mögliche Geschäftsmodelle für Energiespeicher untersucht, um auch den ökonomischen Aspekt in die Betriebsweise mit einbeziehen zu können. So lässt sich das Batteriedesign und die Betriebsweise identifizieren, die einen Betrieb mit hoher Effizienz bei einer möglichst langen Lebensdauer und den günstigsten Kosten gewährleistet.
Teststand Hochvoltbatterien
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Teststand für Hochvoltbatterien
(1000 V, 600 A, 250 kW, Ansteuerung unter Labview) -
Untersuchung von zwei Hochvolt-Batteriespeichern
Li-Ionen Batterie 1
Hersteller: YUASA
Kapazitä:t 31,5 kWh
Betriebsspannung: 640 V (Leistungsspeicher)
Be- und Entladung: 67,5 kW /135 kWLi-Ionen Batterie 2
Hersteller TESVOLT
Kapazität: 38,4 kWh
Betriebsspannung: 384 V (Energiespeicher)
Be- und Entladung: 38,4 kW -
Alterungsuntersuchungen
bei verschiedenen Temperaturen kalendarisch und zyklisch (10°C; 20°C; 40°C) -
Lebensdaueruntersuchung
Prognose 3.800 bzw. 5.000 äquivalente Vollzyklen bei 20°C
Eine Erhöhung der Betriebstemperatur auf 40°C senkt die prognostizierte Lebensdauer von 3.800 auf 1.700 äquivalente Vollzyklen.
Ergebnisse
Im Rahmen von EnStadt:Pfaff konnte die Langlebigkeit von Li-Ionen-Batterien nachgewiesen werden (Prognostiziert 3800 bzw. 5000 Vollzyklen bei Dauerbelastung, bei Realbetrieb sind längere Laufzeiten zu erwarten).
Die Alterung der Batterien ist dabei von Temperatur und Leistung abhängig.
Es liegen Computermodelle für Batteriezellen in unterschiedlicher Komplexität vor. Diese wurden zu Gesamtspeichermodellen erweitert zur Simulation des Betriebsverhaltens unterschiedlicher Batteriespeicher. Das Modell wurde mit den Messergebnissen aus dem Realbetrieb validiert, wobei die sehr gute Übereinstimmung der Werte die hohe Güte des Modells bestätigt. Diese betrug je nach Anwendung 0,18 % bis 0,49 % (Normalisierter mittlerer quadratischer Fehler NRMSE).
Als Bewertungsgrundlage von Betriebsweisen wurden Geschäftsmodelle für stationäre Batteriespeicher untersucht und die relevanten Geschäftsmodelle für das Quartier aufgezeigt. Für einen Betrieb im Reallabor wurde eine Rentabilität von Batteriespeichern für eine Erhöhung des Eigenverbrauchs in Verbindung mit Photovoltaik, auch in Kopplung mit einer Ladesäule aufgezeigt. Für den Einsatz in einem Gewerbebetrieb (Bäckerei; Energieverbrauch 100 MWh/a) führte eine Kostenreduktion durch Lastspitzenglättung und Erhöhung des Eigenverbrauchs einer PV-Anlage mit bidirektionaler Ladesäule zu einem positiven Ergebnis.
Die erarbeiteten Systemmodelle sowie die Geschäftsmodelle bieten die Grundlage zur Entwicklung von Methoden zur Optimierung des Designs und der Betriebsweisen von Hybridbatterien.
Erkenntnisse
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Künftig werden neue Geschäftsmodelle für stationäre Batteriespeicher am Markt auch auf Gebäude- und Quartiersebene interessant werden.
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Eine solide Modellierung und Simulation von Batteriespeichern ist die Grundlage für einen sinnvollen und effizienten Einsatz der Batteriespeicher.
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Die stetigen und raschen Veränderungen der Rahmenbedingungen in der Energiewirtschaft sowie der Fortschritte in der Technologie und bei den Kosten von Batteriespeichern erfordern eine gründliche Vorausplanung, um künftigen Chancen für ihren Einsatz zu erkennen.
Hauptautor: Stephan Lux, Fraunhofer ISE
Mitautoren: Maximilian Bruch, Adrian Soto, Bernhard Kluckert (alle Fraunhofer ISE)